Themenabend „Zocken was das Zeug hält“
(Roh) Am 23.05.2017 fand in der Musikaula am Schulzentrum Hasetal ein Vortragsabend zum oben genannten Thema statt.
Katrin Vorjans von der Caritas Meppen ist lange in der Suchtberatung Glücksspiel tätig gewesen, bis vermehrt Jugendliche mit problematischem Computerspielverhalten zur Beratung erschienen. Danach erweiterte sie ihr Angebot um die Medienberatung.
Vor Beginn wurden alle Teilnehmer aufgefordert ihr Verhältnis zu Computerspielen mit Hilfe von kurzen Fragen zu reflektieren.
Nach einem recht aufwühlenden Film zum Thema Mediensucht, beginnt der Vortrag mit einigen statistischen Daten zur Mediennutzung, die deutlich machen, dass 85 bis 97% Zugriff auf das Internet haben und/oder ein Handy oder Smartphone besitzen. Dies ist auch das meistverwendete Endgerät für die Jugendlichen, mit welchem sie das Internet nutzen.
Danach geht es um den Gebrauch von Smartphones.
Erschreckend erscheint, dass der Nutzer im Schnitt ca. alle 18 Minuten auf das Handy schaut.
Was wird im Internet gemacht? Fast die Hälfte fällt auf die Kommunikation, fast ein Drittel auf Unterhaltung und ein weiteres knappes Drittel auf Spiele.
Das Spielverhalten der 12 bis 19-jährigen erscheint erschreckend hoch, wobei Jungen wesentlich mehr spielen als Mädchen.
Die Umsätze der Spieleindustrie werden ebenfalls angerissen und die vermehrten Mikrotransaktionen, d.h. Geladausgaben im Handyspiel, anhand eines Southpark-Ausschnitts erläutert.
Nach einer Kurzinfo über die verschiedenen Spiele-Genres werden kurz die einzelnen Altersfreigaben (0, 6, 12, 16 und 18) der Unabhängigen Selbstkontrolle (USK) angesprochen.
Die Referentin zeigt auf, warum einige Computerspiele so ein hohes Suchtpotential haben: meist sind das vermehrte Gemeinschaftsgefühl, die Belohnung des Spieleerfolgs, das Wunschbild, d.h. die Möglichkeit, jemand zu sein, der man gerne wäre und der Dauerreiz, der dazu verleitet, dauerhaft online zu bleiben, um nichts zu verpassen, der Auslöser für ein erhöhtes Suchtpotential.
Auch wenn die Problematik schon seit längerem erkannt wurde, ist Computerspielsucht in Deutschland noch nicht als Krankheit anerkannt, im Gegensatz zu den USA, die diese seit 2013 offiziell als solche anerkannt haben.
Woran erkennt man, ob jemand ein problematisches Spielverhalten hat? Sind 5 von 9 dieser Kriterien nach der „Internet Gaming Disorder Scale“ erfüllt, kann man von einer Computerspielsucht sprechen:
Gedankliche Vereinnahmung, Entzugserscheinungen, Toleranzentwicklung, Kontrollverlust, Verhaltensbezogene Vereinnahmung/Interessensverlust, Fortsetzung trotz psychosozialer Probleme. Dissimulation(Lügen/Verheimlichung/Verharmlosung), Dysfunktionale Nutzung (z.B. Flucht vor Problemen),Gefährdungen/Verluste (im Privatleben/Beruf etc.).
Es darf jedoch nur die reine Spielzeit berücksichtigt werden.
Die Auswirkungen von Spielsucht sind unterschiedlich. Häufig trat nach einer Studie aus dem Jahr 2013 ein erhöhtes Aggressionspotenzial auf, Suizidgedanken häuften sich, Noten verschlechterten sich und der Schulabsentismus stieg an. Oftmals geht eine gewisse Verwahrlosung des persönlichen Umfelds und der Konsum von Alkohol und ggf. Drogen einher.
Aber Suchtentstehung ist von mehreren Faktoren abhängig und muss immer in ihrem Zusammenspiel berücksichtigt werden.
Was können Eltern nun gegen eine Gefährdung ihrer Kinder unternehmen werden die Eltern gefragt.
Als Antworten werden z.B. „Handyfreie Zeiten“, Vorbildfunktion der Eltern schon im frühen Alter der Kinder, Regeln zur Nutzung (Abnahme des Handy ab einer bestimmten Uhrzeit), Begrenzung des Konsums, das Aufbauen einer vertrauensvollen Beziehung zum eigenen Kind und das Wertschätzen der Interessen des Kindes, auch wenn einen die Dinge oder Spiele der Kinder und Jugendlichen nicht begeistern.
Die Referentin ergänzt noch:
– Regeln für den Medienkonsum insgesamt aufstellen (auch WhatsApp etc. möglichst gemeinsam mit dem Kind)
– Stundenkontingente für den Medienkonsum (ca.1,5h pro Tag)
– konsequent sein
– Alternativen anbieten
– auf die USKs achten
– sich über den Inhalt der Spiele informieren und Spiele vorher gemeinsam besprechen
– Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern
– Einstellungen am Spiel/dem Endgerät vornehmen (z.B. über den Router etc.)
– ggf. Beratungsstelle aufsuchen, um sich zu informieren
Zum Ende hin verweist die Referentin auf die Homepage www.mediennutzungsvertrag.de , auf der Eltern mit ihren Kindern einen Vertrag zur Mediennutzung erstellen können.
Weitere nützliche Links:
www.klicksafe.de (Förderung der Medienkompetenz)
www.schau-hin.info (Kinder und Medien)
www.spielbar.de (Infos zu Computerspielen)
Bei der anschließenden Diskussion wird die Schwierigkeit angesprochen, gerade bei älteren Kindern (Ü16) Regeln zur Mediennutzung aufzustellen und einzuhalten. Auch ist die Konfrontation mit den Kindern und Jugendlichen Thema.
Abschließend weist die Referentin noch einmal darauf hin, dass die Beratungsstelle auch für Beratung zur allgemeinen Mediennutzung aufgesucht werden darf, nicht nur wenn es schon problematisch erscheint.